Mit entschiedenen Worten positioniert sich Thomas Mann hier in der Debatte um die Abschaffung des Abiturs, die 1917 wieder einmal aktuell geworden war: Die Prüfung verlange es von den Abiturienten, sich »unter Anwendung schlafvertreibender Mittel [] als schlafwandelnde Enzyklopädien« zu erweisen und das in einem Alter, in dem viele zunächst noch mehr einem »träumerische[n] Faulpelz« glichen, anstatt sich mit Freuden in die Prüfungsvorbereitung zu stürzen. Mann selbst hatte die Schule ohne Abitur verlassen, was seinen Äußerungen eine zusätzliche Dimension verleiht. Seine eigenen, eher negativ geprägten schulischen Erfahrungen flossen beispielsweise auch in ein entsprechendes Kapitel der Buddenbrooks ein. Der Beitrag bildete das Schlusswort zu einer Sonderseite des Berliner Tageblatts vom 25. Dezember 1917.
Autorentext
Thomas Mann, 1875 1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.